Die Rolle von Erdgas/Biogas im Energiemix der Zukunft sorgte am Energie-Event der Liga Baselbieter Stromkunden für eine engagierte Debatte. Während der Energieträger Gas im Kanton Basel-Landschaft auf der einen Seite erhebliches Potenzial zur Einsparung von CO2-Emissionen hat, baut auf der anderen Seite der Energieversorger IWB – der das Baselbiet mit Gas versorgt – an einer gasfreien Zukunft.
Die Liga Baselbieter Stromkunden setzt sich für eine pragmatische Debatte zur Energie- und Klimazukunft ein. Aktuell werde diese Debatte jedoch zu ideologisch geführt, sagte Christoph Buser, Direktor der Wirtschaftskammer Baselland und Präsident der Liga Baselbieter Stromkunden, am Energie-Event der Liga in Arlesheim. Dies zeige sich exemplarisch auch beim Thema Gas: Obschon im Kanton noch immer rund 40 Prozent der Gebäude mit Öl beheizt werden, und der Gebäudebereich so rund 40 Prozent des gesamten CO2-Ausstosses verursache, seien Bestrebungen im Gange, Gasheizungen zu verbieten und Hauseigentümerinnen und -eigentümer zum Heizen mit ausschliesslich erneuerbaren Energien zu verpflichten. Dies trotz der Tatsache, dass alleine durch den Ersatz dieser bestehenden Ölheizungen durch Gasheizungen mit einem zehnprozentigen Anteil Biogas, der CO2-Ausstoss im Gebäudebereich bereits um rund 34 Prozent gesenkt werden könnte. In der aktuell sehr ideologisch geführten Klima-Debatte werde entsprechend die Tatsache verkannt, dass der Ersatz einer bestehenden Heizung durch eine Heizung mit erneuerbaren Energien teilweise schlicht nicht realisierbar ist und in jedem Fall hohe Investitionskosten auslöse. «Diese können sich viele Hauseigentümerinnen und -eigentümer sowie Mieterinnen und Mieter schlicht nicht leisten», sagte Buser. Dies zu ignorieren schade der Realisierung der Ziele der Energiestrategie insgesamt. «Die Bezahlbarkeit der Energiewende ist die wesentliche Grundvoraussetzung für eine breite Akzeptanz derselben», so der Liga-Präsident. Ohne Einbezug des Gewerbes sowie der Hauseigentümerinnen und -eigentümer sei die Energiewende nicht mehrheitsfähig, und es drohe Stillstand. «Und genau das können wir uns nicht leisten», so Buser. Daher müsse auch sachlich über die Rolle von Erdgas und Biogas im Energiemix der Zukunft diskutiert werden», appellierte Buser, an die rund 130 Gäste aus Politik und Wirtschaft. IWB plant gasfreie Zukunft Das Thema Gas beschäftigt aktuell auch die Politik im Kanton Basel-Stadt sowie das Basler Versorgungsunternehmen IWB. Während Erdgas und Biogas im Baselbiet unter Umständen ein Teil der Lösung zur weiteren Reduktion der CO2-Emissionen sein kann, strebt das Basler Versorgungsunternehmen – basierend auf den politischen Vorgaben – eine CO2-neutrale Wärmeversorgung an: «Für unsere Heizungskunden entwickeln wir für die Zukunft Angebote auf der Basis von lokalen erneuerbaren Energieträgern», sagte Markus Balmer, Mitglied Geschäftsleitung und Leiter Vertrieb bei IWB, am Energie-Event. So werde in Basel-Stadt voraussichtlich ab 2030 mit der grundsätzlichen Stilllegung des Gasnetzes begonnen. Ab 2050 sollen schliesslich keine fossilen Heizungen mehr in Betrieb sein. Auch im Baselbiet plane das Unternehmen ab 2030 mit der punktuellen Stilllegung des Gasnetzes. «Der Umstieg von Öl auf Gas war der erste Schritt, jetzt folgt der Umstieg auf erneuerbare Energieträger, auch in der Wärmeversorgung», so Balmer. Die Gasversorgung werde jedoch langfristig und in enger Abstimmung mit den Kunden und den Gemeinden zurückgefahren, aber keinesfalls abrupt zugedreht. «Die Wärmetransformation ist nicht einfach. Der Werterhalt auf Seiten unserer Kunden und auch unserer Investitionen ist uns wichtig. Wir setzen uns für kundenorientierte, vorwärts gerichtete und verlässliche Lösungen im gesamten Versorgungsgebiet ein», sagte Balmer. «Gas wichtig für Versorgungssicherheit» Die geplante Stilllegung der Gasnetze – insbesondere im Kanton Basel-Landschaft – kritisierte Hans Wach, Geschäftsleiter Gasverbund Mittelland (GVM): So seien die Pläne der IWB im Stadtkanton, unter anderem aufgrund der grossen Kehrichtverbrennungsanlagen und der daraus resultierenden Fernwärme, allenfalls vertretbar. Im Baselbiet funktioniere dies jedoch nicht, respektive nur auf Kosten der Hauseigentümerinnen und -eigentümer. «Das Potenzial von Gas im Wärmemarkt wird in der aktuellen Debatte ausgeblendet», sagte Wach in Arlesheim. Auch über den Wärmemarkt hinaus spiele Gas in der Zukunft eine zentrale Rolle. Bereits heute importiere die Schweiz im Winter zwischen zwei und neun Terawattstunden Strom mit teilweise hoher CO2-Belastung. Diese Situation spitze sich mit der Ausserbetriebnahme der Kernkraftwerke in Deutschland und schliesslich auch in der Schweiz weiter zu. Die erneuerbare inländische Stromerzeugung könne diese Winterstrom-Lücke nicht schliessen. «In der Schweiz wird der Winterstrom spätestens ab 2030 knapp. Der daraus resultierende Schaden für den Werkplatz Schweiz kann immens sein», so der GVM-Geschäftsleiter. Auf diese Herausforderung müsse die Politik reagieren. Der Energieträger Gas dürfe dabei keinesfalls aus ideologischen Gründen ausgeklammert werden. «Angesichts der sich rasch zuspitzenden Situation bietet sich die hocheffiziente Wärme-Kraft-Kopplung (WKK) als nahezu einzige Lösung an», so Wach.
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Der Baselbieter Landrat spricht sich gegen die Ausrufung des Klima-Notstands aus. Mit 43:35 Stimmen bei fünf Enthaltungen wird die Resolution zwar unterstützt. Weil ihr aber weniger als 2/3 der Mitglieder des Landrats zustimmten, kommt die Resolution nicht zustande.
Rund dreieinhalb Stunden investierte der Landrat in die Debatte zur Resolution – in eine Resolution, die keinerlei konkreten Vorschläge zur Reduktion der CO2-Emissionen enthielt. Nebst der symbolträchtigen Klima-Resolution wird aktuell ebenfalls über die Weiterführung des Baselbieter Energiepakets entschieden. Die entsprechende Vorlage befindet sich bis zum 15. April 2019 in der Vernehmlassung. Mit dem Baselbieter Energiepaket hat das Baselbiet die Zeichen der Zeit bereits früh erkannt und die richtigen Weichen gestellt: Seit 2010 werden mit dem Baselbieter Energiepaket energetische Gebäudesanierungen sowie energieeffiziente Neubauten und erneuerbare Energien zur Wärmeproduktion gefördert. «Das Baselbieter Energiepaket setzt dort an, wo mit dem eingesetzten Franken die beste Wirkung erzielt werden kann: Bei der Verbesserung der Energieeffizienz, und zwar durch Anreize, nicht durch Verbote», sagt der Präsident der Liga Baselbieter Stromkunden, Christoph Buser. Mit dem Baselbieter Energiepaket werde erreicht, dass die hiesigen Wohneigentümerinnen und -eigentümer bereit seien, rund neun Zehntel der Kosten für energetische Sanierungen selbst zu tragen, wenn sie dafür mit einem Zehntel unterstützt werden. Bislang seien aufgrund der Förderbeiträge aus dem Baselbieter Energiepaket Investitionen in Höhe von rund 650 Mio. Franken ausgelöst worden. Von diesem Geld, respektive den damit verbundenen Aufträgen, würden grossmehrheitlich die kantonalen KMU profitieren. Energiepaket mit konkreten und messbaren Erfolgen Konkret konnten dank dem Baselbieter Energiepaket seit 2006 rund 255 GWh fossile Energie eingespart werden. Diese 255 GWh Energie entsprechen nicht weniger als 426 Bahnwaggons, gefüllt mit Heizöl. Würde man diese Bahnwagen hintereinander koppeln, wäre der Zug rund elf Kilometer lang und würde vom Bahnhof Liestal bis zum Bahnhof Gelterkinden reichen. Mit dem Baselbieter Energiepaket wurde also konkret und messbar Energie eingespart. Die Energiewirkung entspricht dem Heizenergieverbrauch von 9164 Einfamilienhäusern mit Baujahr 1970. Auch die sanierte Fläche kann sich sehen lassen. Seit das Baselbieter Energiepaket 2010 lanciert wurde, beläuft sich die total sanierte Fläche auf rund 1,55 Millionen Quadratmeter. Dies entspricht der Fläche von mehr als 220 Fussballfeldern. Zur Sicherung der Finanzierung des Energiepakets hat die Liga Baselbieter Stromkunden die Erhebung einer moderaten Lenkungsabgabe von einem halben Rappen pro Kilowattstunde auf den Verbrauch von nicht erneuerbarer Wärmeenergie unterstützt. Die verbrauchergerechte Abgabe wurde 2016 vom Baselbieter Stimmvolk noch abgelehnt. Bekämpft wurde die pragmatische Lenkungsabgabe auch von Landräten, die aktuell für den ideologischen Klima-Notstand gestimmt haben. Die FDP Schweiz befragt ihre rund 120‘000 Mitglieder zu ihren Vorstellungen einer liberalen Umwelt- und Klimapolitik. Die Mitglieder haben bis Mitte April Zeit, an der Befragung teilzunehmen.
Der Fragebogen an die FDP-Mitglieder ist in zwei Teile mit unterschiedlichen Komplexitätsgraden unterteilt. In einem ersten allgemeinen Teil geht es darum, ob und wie sich die Mitglieder für die Umwelt engagieren, ob sie mehr Verbote oder strengere Vorschriften im Allgemeinen oder mehr Eigenverantwortung befürworten. Schliesslich sollen sie beurteilen, inwiefern sie mit der Leistung der FDP in der Umwelt- und Klimapolitik zufrieden sind. Im zweiten Teil können die Mitglieder gemäss FDP vertiefende Fragen zu den Themenfeldern Verkehr, Gebäude, natürliche Lebensgrundlagen, Industrie, Strom/Energie beantworten. Eine Begleitgruppe wird schliesslich die Resultate der Umfrage auswerten und daraus eine freisinnige Positionierung erarbeiten, die dann am 22. Juni 2019 den FDP-Delegierten vorgelegt wird. |
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December 2022
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