Abschaltungen von PV-Anlagen durch den Netzbetreiber verhindern Um bei Spitzenproduktionszeiten die Netze stabil zu halten, können Energieversorger per Gesetz in die Steuerung von privaten PV-Anlagen per Fernabschaltung eingreifen. In einem aktuell eingereichten Vorstoss möchte „Die Mitte"-Landrat Felix Keller vom Regierungsrat wissen, ob dies auch im Baselbiet der Fall ist und wie allfällige Drosselungen und Abschaltungen verhindert werden können.
Gerade wegen des steigenden Strombedarfs sowie der zunehmenden Volatilität der Stromproduktion gewinne dieses Lastmanagement an Bedeutung und könnte künftig zum Problem werden. Die Bereitstellung von Informationen sei deshalb besonders wichtig, um Planungssicherheit bei den Betroffenen zu schaffen, schreibt Keller. Planungssicherheit schaffen Die Sonnenenergie spielt in der Energiestrategie von Bund und Kantonen eine grosse Rolle und zählt zu den Hoffnungsträgern der Schweizer Energiepolitik. Gemäss Bundesamt für Energie (BFE) beträgt das Potenzial der Sonnenenergie im Kanton Baselland rund 1,43 TWh pro Jahr und jenes der Solarthermie rund 0,53 TWh pro Jahr. Damit könnte rund die Hälfte des Baselbieter Strombedarfs abgedeckt werden. Um den gewünschten Ausbau der Photovoltaik insbesondere auf bestehenden Bauten voranzutreiben, müssen jedoch stärkere Anreize geschaffen werden. Denn häufig zögern interessierte Hauseigentümerinnen und -eigentümer, in eine PV-Anlage zu investieren, da verschiedene Unsicherheitsfaktoren in Bezug auf Amortisation und Wirtschaftlichkeit bestehen. Dazu zählen die tiefen und kantonal sehr unterschiedlichen Einspeisungstarife sowie die Möglichkeit der Versorger, im Falle einer Gefährdung den Strombezug zu drosseln oder gar abzustellen. Fernabschaltung möglich Sowohl das Lastmanagement als auch die Regelsteuerung werden im Rahmen der Stromversorgungsverordnung vom Verband Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen (VSE) installiert, damit ein sicherer Betrieb gewährleistet werden kann. Gemäss Gesetz darf der Netzbetreiber auch ohne Zustimmung des betroffenen Endverbrauchers ein solches intelligentes Steuer- und Regelsystem installieren und im Bedarfsfall einsetzen. Dabei gibt es keine Vorgaben, ab welcher Leistung ein Lastmanagementsystem vorgesehen ist. Die Möglichkeit von fern einzuwirken, wird im Hinblick auf den grossen Zubau von PV-Anlagen und der damit zu erwartenden Zunahme an Netzinstabilitäten aufgebaut. Im Hinblick auf die Qualität der Stromversorgung macht dies durchaus Sinn. Eine eventuelle Übersteuerung sollte jedoch nicht zu Lasten der Hauseigentümerinnen und Hauseigentümer gehen.
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Die EBL meldet solides Ergebnis Das Liestaler Energieversorgungsunternehmen EBL konnte trotz der stark gestiegenen Energiekosten im vergangenen Jahr seinen Reingewinn nach Minderheiten gegenüber dem Vorjahr um 1 Prozent auf 24,3 Millionen Franken steigern. Der EBITDA, der Gewinn vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen auf Sachanlagen und auf immaterielle Vermögenswerte, liegt dabei bei 58,9 Millionen Franken. Der Bruttogewinn hat sich gegenüber dem Vorjahr um 3,1 Millionen Franken verbessert.
Verschiedene Herausforderungen Trotz der Pandemie konnten die systemkritischen Leistungen wie Strom-, Wärme- und insbesondere Telekommunikationsversorgung gemäss EBL ohne nennenswerte Störungen erbracht werden. «Die anhaltende Covid-19-Krise hatte einen überschaubaren direkten Einfluss auf das Ergebnis der EBL Gruppe», heisst es in einer Mitteilung. Die Umsatzsteigerung gegenüber dem Vorjahr um insgesamt 9,7 auf 268,6 Millionen Franken sei auf das Wachstum der Bereiche Stromvertrieb, Stromnetz und Wärme zurückzuführen, während der Umsatz in der Sparte Telekom vor allem aufgrund einer Devestition um 1,6 Millionen Franken zurückgegangen sei. Auch der Krieg in der Ukraine und die Abhängigkeit von russischem Gas hätten den Energiemarkt massgeblich beeinflusst. Künftig würden die Energiepreise sowie deren Volatilität mutmasslich zunehmen. Nichtsdestotrotz betont die EBL, dass im laufenden Jahr die Energiepreise unverändert bleiben würden. Denn sie habe rund zwei Drittel ihres Strombedarfes durch langfristige Bezugsverträge gesichert und sei kurzfristig nur teilweise von den Energiemärkten abhängig. Zukunftsweisende Projekte Im Geschäftsjahr 2021 konnte die EBL etliche zukunftssichernde Investitionen tätigen. Insgesamt investierte das Unternehmen 90,8 Millionen Franken und setzt damit ihre nachhaltige Ausrichtung weiter fort. Dazu zählen die Investitionen in Solarprojekte, in Windkraftwerke sowie in die Sanierung des Kraftwerks Obermatt. Mit der Beteiligung an Libattion – einem Start-up, welches gebrauchte Lithiumbatterien einem neuen, leistungsfähigen Verwendungszweck zuführt – investiert die EBL ausserdem in Speichermöglichkeiten elektrischer Energie. So können die Nutzungsdauer der Batteriezellen verdoppelt sowie die CO2-Emissionen reduziert werden, was insgesamt ressourcenschonend ist. Wirtschaftsverbände fordern sichere Stromzukunft Die Debatte um eine sichere Stromversorgung in der Schweiz reisst nicht ab. Nun haben die drei Wirtschaftsverbände Economiesuisse, Scienceindustries und Swissmem konkrete Vorschläge sowie Anpassungen des Mantelerlasses (Revision Stromversorgungs- und Energiegesetz) vorgestellt. Um das Risiko von Strommangel und zu hohen Strompreisen für Haushalte und Unternehmen zu minimieren, braucht es aus Sicht der Wirtschaft einen pragmatischen, ehrlichen und ausgewogenen Ansatz. Denn bereits ab 2025 drohen gemäss der Eidgenössischen Elektrizitätskommission (EIcom) Stromlücken. Hinzu kommen die Auswirkungen des Ukrainekriegs auf die Versorgungssicherheit. Von einer Strommangellage wären insbesondere die Stromkunden betroffen.
Als Basis für eine sichere, nachhaltige und wirtschaftliche Stromversorgung haben die Wirtschaftsverbände deshalb fünf Grundpfeiler erarbeitet. Gemäss diesen muss die Politik umfassender denken und eine technologisch breit abgestützte, erschwingliche und innovative Versorgung ermöglichen. Importabhängigkeit minimieren Der erste Grundpfeiler sieht einen Schwellenwert von 10 TWh für Stromimporte vor, damit Mangellagen antizipiert und die eigenen Produktionskapazitäten frühzeitig erweitert werden können. Zwar lag der Nettoimport im Winterhalbjahr in den letzten Jahren bei durchschnittlich rund 4 TWh. Im Winterhalbjahr 2016/17 hat die Schweiz jedoch erstmals 10 TWh importiert, wodurch das Stromsystem am Limit lief. Mit einem Schwellenwert sollen die Abhängigkeit vom Ausland sowie ein Überstrapazieren des Stromsystems begrenzt werden. Stromversorgungssicherheit als Priorität Der Stromversorgungssicherheit spricht die Wirtschaft klare Priorität zu. Damit diese sichergestellt werden kann, muss das nationale Interesse zur Nutzung der erneuerbaren Energien grundsätzlich mit Natur- und Heimatschutzinteressen gleichgestellt werden. Beispielsweise soll das generelle Bauverbot für die Nutzung der Wasserkraft bei Gletschervorfeldern gestrichten werden, da sich diese besonders eignen. Technologieoffenheit sicherstellen Dritter Grundpfeiler stellt für die Wirtschaft die Technologieoffenheit dar. Denn um eine Winterstromlücke zu umgehen, müssen alle klimafreundlichen Möglichkeiten betrachtet werden. Im Moment sieht der Bund jedoch erst eine technologieoffene Ausschreibung für neue Produktionskapazitäten vor, wenn der Zubau von Speicherwasserkraftwerken erreicht ist. Die Wirtschaftsverbände fordern, dass sich alle Formen der klimafreundlichen Energieproduktion an der Ausschreibung für die zusätzliche Winterstromproduktion beteiligen können sollten. Beispielsweise klimaneutrale Gaskraftwerke oder Power-to-X-Technologien. Auch die bestehenden Kernkraftwerke, welche seit Jahrzehnten zuverlässig nahezu CO2-neutralen Strom liefern, sollten noch länger betrieben werden, um die Versorgungssicherheit zu erhalten und Abhängigkeiten vom Ausland zu vermeiden. Ausserdem darf die Schweiz vor dem Hintergrund der Pläne der EU für die Kernkraft nicht ins Hintertreffen geraten. Nachhaltige Preise und Anreize für Stromeffizienz Weiterhin muss gemäss Wirtschaft die Energie nicht nur gesichert werden, sondern auch bezahlbar bleiben. Hierbei sehen die Verbände kostenneutrale Finanzierungsmodelle vor. Parallel fordert die Wirtschaft die aus ihrer Sicht längst überfällige vollständige Strommarktöffnung, damit Raum für Innovation geschaffen und die Versorgung sichergestellt werden kann. Schliesslich wird vorgeschlagen, eine Stromeffizienzoffensive für die Wirtschaft zu starten. Hierfür fordert die Wirtschaft richtige Rahmenbedingungen sowie sinnvolle Anreize, wie eine Rückerstattung der CO2-Abgabe für Unternehmen, die sich zu Reduktionen verpflichten. Liga Stromkunden unterstützt Forderungen Die Liga Baselbieter Stromkunden begrüsst die von den Wirtschaftsverbänden geforderten Massnahmen. Die Liga engagiert sich schon seit Langem für pragmatische Lösungen bei der Versorgungssicherheit. Denn nur durch eine breit abgestützte Energiepolitik können Strommangellagen in Zukunft verhindert werden. Schliesslich ist die ausreichende Verfügbarkeit von Elektrizität sowohl für die Wirtschaft als auch für die Gesellschaft entscheidend. |
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December 2022
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