WKK-Anlagen wichtig für Winterstrom Die Baselbieter Regierung bestätigt die Wichtigkeit von Wärme-Kraft-Kopplungsanlagen (WKK-Anlagen) für die Versorgungssicherheit in der Schweiz. Dennoch fehlt dem Kanton eine Strategie für einen stärkeren Ausbau. So kann die Antwort der Regierung auf einen politischen Vorstoss von CVP-Landrat und Fraktionspräsident CVP/GLP Felix Keller zusammengefasst werden. Dies liegt einerseits daran, dass fossil betriebene Anlagen gemäss dem Kanton nicht gefördert werden sollten und das Biomassepotenzial andererseits beschränkt ist. Das Resultat einer – laut Regierungsrat möglichen – Verdopplung der WKK Leistung in der Schweiz von 0.5 Gigawatt auf 1 GW im Jahr 20250 fiele dementsprechend eher ernüchternd aus.
Dennoch bleibt die Diskussion über WKK-Anlagen wichtig. Denn durch den künftigen Wegfall der Kernkraftwerke im In- und Ausland und den Einsatz von Wärmepumpen sowie Elektromobilität wird der Elektrizitätsbedarf stetig steigen und die Winterstrom-Lücke potenziell immer grösser. Laut dem CVP-Landrat beläuft sich die Fehlmenge im Winter aktuell bereits auf ca. 20 Milliarden Kilowattstunden (kWh) Strom. Ausserdem verschärfe sich vor dem Hintergrund des Bundesratsentscheid, das Rahmenabkommen mit der EU nicht weiterzuverfolgen, die Gefahr, dass das wichtige Stromabkommen mit der EU nicht innert nützlicher Frist abgeschlossen werden kann und sich die Versorgungssicherheit weiter verschlechtert. «WKK-Anlagen werden hinsichtlich einer sicheren Stromversorgung zunehmend an Bedeutung gewinnen und auch im Baselbiet wird die Nachfrage nach WKK-Anlagen stiegen», sagt Felix Keller. WKK-Anlagen als wichtige Ergänzung In seiner Antwort bestätigte die Baselbieter Regierung die Einschätzung von Keller grundsätzlich und führte aus, dass WKK-Anlagen eine wichtige Ergänzung zu den flexiblen Wasserkraftwerken, zu den Stromimporten und zur wichtiger werdenden Flexibilisierung auf der Verbraucherseite sein könnten. Weiter könnten WKK-Anlagen wegen ihrer bedarfsgerechten Produktion und ihrer flexiblen Ein- und Ausschaltung einen Beitrag zur Stabilität des lokalen Verteilnetzes und zur Versorgungssicherheit insgesamt leisten. Gleichzeitig wies er auf den beschränkten Einsatz von Biomasse in der Strom- und Wärmeerzeugung hin. Denn Biomasse werde insbesondere im Industrie-Sektor, aber auch in anderen Nachfragesektoren, zur Bereitstellung von Prozesswärme gebraucht. Grosses Potenzial von WKK-Anlagen WKK-Anlagen produzieren nicht nur Wärme, sondern auch Strom. Auf diese Weise könnten sie in den Wintermonaten einen wichtigen Beitrag zur Versorgungssicherheit und zur Stabilität des Stromnetzes leisten. Der CO2-Wert des so erzeugten Stroms beträgt aktuell weniger als 50 Prozent des CO2-Wertes für Winterstromimporte. Wird eine WKK-Anlage noch mit einer Wärmepumpe kombiniert, kann so der Wirkungsgrad auf über 100 Prozent des Energieeinsatzes gesteigert werden. Weiter können WKK-Anlagen grundsätzlich auch komplett mit Biogas und somit quasi CO2-neutral betrieben werden. Dennoch spielen WKK-Anlagen in der aktuellen Klimadebatte nur eine untergeordnete Rolle.
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Schweizer Stimmvolk verwirft CO2-GesetzMit 51,6 Prozent Nein- zu 48,4 Prozent Ja-Stimmen haben die Schweizerinnen und Schweizer das neue CO2-Gesetz abgelehnt. Vor allem die ländlichen Regionen stimmten klar gegen das neue Gesetz. Dafür stimmten die Kantone Zürich, Basel-Stadt sowie alle französischsprachigen Kantone ausser dem Jura. Aussergewöhnlich war die schweizweit hohe Stimmbeteiligung mit fast 60 Prozent – die neunthöchste Beteiligung seit der Einführung des Frauenstimmrechts 1971.
Im Parlament stand eine breite Allianz hinter der Vorlage. Auch verschiedene Verbände wie economiesuisse hatten die Ja-Parole ausgegeben. Klar gegen das Gesetz positionierte sich von Seiten der Politik einzig die SVP. Unterstützt wurde sie durch den Hauseigentümerverband sowie den Branchenverband Avenergy Suisse. Die Ablehnung des Gesetzes – trotz der breiten Unterstützung – zeigt, dass die Angst vor zusätzlichen Vorschriften und weiteren Kosten wohl eine Mehrheit verhindert hat. Reaktionen aus Politik und Medien Als einen «Hammerschlag für die Politik, vergleichbar mit der Annahme der Masseneinwanderungsinitiative im Jahr 2014» bezeichnet die NZZ den Ausgang der Abstimmung zum CO2 Gesetz. Denn schon damals konnte sich die SVP gegen alle anderen Parteien und die massgeblichen Wirtschaftsverbände durchsetzen. Das Ergebnis sei denn auch ein grosser Sieg für die Partei, die sich nach einer «Phase der Schwäche» eindrücklich zurückmelde. Bundesrätin Sommeruga äusserte sich kurz nach Bekanntwerden des Ergebnisses enttäuscht: «Was die Gründe für die Ablehnung sind, das lässt sich heute noch nicht genau sagen.» Sie fügte hinzu, dass die Vorlage «vermutlich überladen» gewesen sei und wegen ihres Umfangs «die Angriffsflächen vergrössert habe». Dennoch zeigte sie sich optimistisch, dass der Klimaschutz den Schweizern wichtig sei: «Das heutige Nein ist kein Nein zum Klimaschutz, es ist ein Nein zum Gesetz über das wir abgestimmt haben.» Damit weist sie gleichzeitig auf den eigenen Handlungsbedarf hin. Obwohl mit diesem Gesetz schon ein Kompromiss gesucht wurde, wird der Bundesrat wohl noch weiter zurückrudern müssen, besonders was die Kosten betrifft. Einige Stimmen gaben der SP-Bundesrätin eine Mitschuld. Beispielsweise beklagte Mitte-Nationalrat Stefan Müller-Altermatt, dass die Gesetzesvorlage schlecht terminiert gewesen sei: «Sommaruga hat eine verheerende Abstimmungsagenda gesetzt.» Denn auf dem Land habe die starke Mobilisierung gegen die Agrar-Initiativen ein dreifaches Nein begünstigt. Nun ist es Aufgabe der Politik eine Lösung für das weitere Vorgehen zu finden. Denn die Schweiz hat sich zum Pariser Klimaabkommen verpflichtet und wird früher oder später handeln müssen. Gebäudetechnik ist Schlüssel zu Klimazielen Das brachliegende Energieeffizienzpotenzial von Wohnungen respektive Einfamilienhäusern soll besser ausgeschöpft werden. Dies fordert FDP-Landrätin Christine Frey in einem politischen Vorstoss. Mit einer verbindlichen Motion wird der Baselbieter Regierungsrat von Landrätin Frey aufgefordert, finanzielle Anreize – beispielsweise über das Baselbieter Energiepaket – zu schaffen, damit Wohneigentümerinnen und -eigentümer das Energieeffizienzpotenzial ihrer Liegenschaften möglichst flächendeckend ausschöpfen können. Konkret sollen Anreize für Projekte und Massnahmen zur Betriebsoptimierung der Gebäudetechnik inklusive der Durchführung eines dynamischen, automatischen oder elektronischen hydraulischen Abgleichs geschaffen werden.
Kosten-Nutzen: sehr gut «Die Gebäudetechnik ist ein entscheidender Schlüssel zur Erreichung der Klimaziele», begründet Frey ihren Vorstoss. Rund 45 Prozent des Schweizer Energiebedarfs würden in Gebäuden anfallen. «Alleine durch die Optimierung der bereits bestehenden Gebäudetechnik könnten rund 15 Prozent der Energie eingespart und rund 40 Prozent der Treibhausgas-Emissionen vermieden werden», so Frey. Bereits mit einem dynamischen, automatischen oder elektronischen hydraulischen Abgleich könne die Energieeffizienz einer Heizung um rund 15 Prozent erhöht werden – sowohl bei fossilen Heizungen wie auch bei strombetriebenen Wärmepumpen. Weiter würden Betriebsoptimierungsprojekte respektive automatische hydraulische Abgleiche ein sehr gutes Kosten-Nutzen-Verhältnis aufweisen. Energiepaket: sinnvolle Anreize Wohnbauten verantworten gemäss Frey rund zwei Drittel des gebäudebezogenen Energieverbrauchs. Die Baselbieter Hauseigentümerinnen und -eigentümer hätten in den vergangenen Jahren rund 900 Millionen Franken in energetische Sanierungen investiert – auch dank sinnvoller Anreize durch das Baselbieter Energiepaket. Im Bereich der Betriebsoptimierung der Gebäudetechnik, einschliesslich Heizungen und Heizungsverteilsystemen, bestünde jedoch noch ein erhebliches und weitgehend ungenutztes Energieeffizienzpotenzial. «Mit meinem Vorstoss möchte ich erreichen, dass dieses Potenzial besser erschlossen wird – mit effizienten und sinnvollen finanziellen Anreizen und ohne Verbote», so die FDP-Landrätin. Praxis zeigt Handlungsbedarf Den Handlungsbedarf im Bereich der Gebäudetechnik bestätigt Andrea Cannarozzo, Geschäftsführer der Danfoss AG Schweiz. Danfoss ist weltweit einer der führenden Hersteller von Wärme- und Kältetechnik und entsprechend mit der Materie bestens vertraut: «Acht von zehn aller bestehenden Heizungssysteme in der Schweiz sind energetisch ineffizient und hydraulisch nicht abgeglichen», so der Experte. Während der Fokus im Gebäudebereich auf erneuerbaren Energien und Isolationsmassnahmen läge, würden die verhältnismässig günstigen technischen Möglichkeiten noch viel zu wenig ausgeschöpft. Grosser Hebel bei Heizung «Alleine 60 Prozent des Energiebedarfs werden für das Heizsystem aufgewendet. Letzteres ist auch für 75 Prozent der Gebäude-Treibhausgas-Emissionen verantwortlich», sagt Cannarozzo. Insbesondere dynamische, automatische oder elektronische hydraulische Abgleiche von Heizsystemen könnten diese Werte massgeblich verbessern – sowohl bei fossilen Heizungen wie auch bei strombetriebenen Wärmepumpen. Leider würden effiziente dynamische Thermostatventile der neuesten Generation viel zu wenig verbaut. «Zur Erreichung unserer Klimaziele müssen wir die Möglichkeiten der Gebäudetechnik besser nutzen», so Cannarozzo. Hydraulischer Abgleich Bei einem hydraulischen Abgleich werden Heizsysteme basierend auf Berechnungen der erforderlichen Heizleistung so eingestellt, dass in allen Räumen eine gleichmässige Raumwärme erreicht wird – bei älteren Heizungen in der Regel durch den Einbau von modernen dynamischen Ventilen. Dadurch können der Energieverbrauch und der CO2-Ausstoss sowie die Energiekosten optimiert und der Wohnkomfort verbessert werden. Ein hydraulischer Abgleich inklusive moderner dynamischer Heizungsthermostatventile der neuesten Generation kosten bei einem durchschnittlichen Einfamilienhaus rund 1300 Franken. |
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December 2022
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