Neue Präsidentin Christine Frey FDP-Landrätin Christine Frey (Münchenstein) ist seit Anfang September Präsidentin der Liga Baselbieter Stromkunden und tritt damit die Nachfolge von Wirtschaftskammer-Direktor Christoph Buser an. Christoph Buser bleibt weiterhin im Vorstand. Christine Frey freut sich auf die neue Herausforderung und hat im kantonalen Parlament bereits zwei Vorstösse zum Thema Strom eingereicht (s. unten).
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Extreme Preisaufschläge bei Stromanbietern Ein Vorstoss von Christine Frey befasst sich mit den Preiserhöhungen für Strom. Der Ukraine-Krieg und die abgeschalteten Kernkraftwerke treiben die Strompreise europaweit in ungeahnte Höhen. Nächstes Jahr zahlen Haushalte im Mittel rund 30 Prozent mehr für Strom. Bei den regionalen Stromanbietern gibt es jedoch grosse Differenzen. Der Anbieter Primeo Energie verzeichnet im Vergleich zu den anderen grossen Anbietern mit einem Preisaufschlag von 45 Prozent den mit Abstand höchsten Aufschlag. Das bedeutet für einen Einpersonen-Haushalt, der 1600 bis 2000 Kilowattstunden Strom im Jahr verbraucht, eine jährliche Erhöhung von bis zu 200 Franken. Bei der EBL oder IWB ist der Preisaufschlag deutlich geringer.
Warum ist Primeo so teuer? «Wie steht der Regierungsrat dem Preisanstieg bei Primeo Energie von plus 45 Prozent gegenüber?», will deshalb Christine Frey unter anderem vom Baselbieter Regierungsrat wissen und: «Wie kann es seiner Meinung nach zu einem solch enormen Preisaufschlag kommen?» Für die neue Präsidentin der Liga Baselbieter Stromkunden ist klar, dass die Preisentwicklung vielen Kundinnen und Kunden erhebliche Probleme bereiten wird. Sie möchte deshalb auch wissen, ob diese Preiserhöhung bei der Primeo Energie mit den hohen Marketingausgaben in den letzten Jahren zusammenhängt (Sponsoring ESAF 2022 und Tour de Suisse oder dem Rebranding vor drei Jahren). Zugang zur Stromgrundversorgung für Unternehmen? Nicht nur Privatpersonen, sondern auch Unternehmen haben mit den gestiegenen Strompreisen zu kämpfen. Insbesondere KMU, die ausserhalb der preislich etwas abgeschirmten Grundversorgung auf dem freien Markt agieren, haben nun Probleme. Dieser Umstand hat die neue Liga-Präsidentin Christine Frey dazu bewegt, einen weiteren Vorstoss einzureichen. Sie fordert, dass regionale KMU, die ausserhalb der Grundversorgung auf dem freien Markt agieren, entlastet werden und nötigenfalls Zugang zur Stromgrundversorgung erhalten.
Exorbitant gestiegene Preise «Bereits mussten erste Unternehmen Kurzarbeit beantragen, da sich die Produktion bei so hohen Strompreisen nicht mehr lohnt», sagt die Landrätin. Die Gefahr bestehe, dass bisher gesunde, aber energieintensive Unternehmen plötzlich unrentabel würden. Christine Frey erklärt: «Unternehmen, die einen Jahresverbrauch von mehr als 100 Megawattstunden aufweisen, haben Zugang zum freien Markt. Dies bedeutet, dass sie den Stromlieferanten frei wählen und den benötigten Strom auf dem freien Strommarkt einkaufen dürfen.» Diese sogenannten «freien Kunden», die am freien Markt Strom beschaffen und keine Stromlieferverträge abgeschlossen haben, sehen sich derzeit mit exorbitant gestiegenen Preisen konfrontiert. Pragmatische Unterstützung Frey fordert eine Unterstützung dieser Unternehmen, denn Konkurse aufgrund dieses vorübergehenden Preiseffekts seien unbedingt zu vermeiden. Sollte sich ein betroffenes Unternehmen die nötige Liquidität nicht über den Kapitalmarkt beschaffen können, braucht es die Möglichkeit, eines vereinfachten Zugangs zur Stromgrundversorgung «Ein Zugang zur Grundversorgung wäre eine rasch umsetzbare, pragmatische Lösung und würde die Mehrausgaben der Unternehmen abfedern. Dies erhöht die wichtige Planungssicherheit in der momentan sehr unsicheren Zeit», so Frey. Bedingungen definieren Der Wechsel müsse jedoch auf eigenen Wunsch erfolgen und an einige Bedingungen geknüpft sein. So müssten sich die Unternehmen verpflichten, eine bestimmte Zeit in der Grundversorgung zu bleiben und dabei die verursachte Mehrbelastung der anderen Grundversorgungskunden zumindest teilweise zurückzubezahlen. Die FDP-Landrätin fordert den Regierungsrat in ihrem Postulat auf, eine Möglichkeit auszuarbeiten, um betroffenen Unternehmen eine vereinfachte Aufnahme in die Stromgrundversorgung zu bieten. Energieexperte Dr. Marc Schürch ordnet ein «Schweiz ist gut vorbereitet für den Winter» Eine mögliche Energiemangellage ist momentan ein an allen Fronten aufgeregt diskutiertes Thema – der Bedarf nach Einordnung und auch etwas Pragmatismus ist immens. Energieexperte Dr. Marc Schürch ordnete an einem Anlass am 26. September 2022 im Haus der Wirtschaft in Pratteln ein.
Bündel wirkungsvoller Massnahmen Marc Schürch gab einen Überblick über die Lage und kam auf der Basis seiner Erkenntnisse zum Schluss: „Es ist sehr unwahrscheinlich, dass es im kommenden Winter bei uns in der Schweiz dunkel wird und wir werden auch nicht frieren.“ Der Bund habe zahlreiche Massnahmen eingeleitet, die Stromausfälle und Mangellagen in der Verfügbarkeit von Energie kompensieren könnten. Die Schweizer Speicherseen, die wichtigste Energiereserve der Schweiz, seien im September 2022 gut gefüllt – ausserdem habe der Bundesrat mit der verpflichtenden Bildung einer Wasserkraftreserve von 500 Megawattstunden vorgesorgt. In Birr werden ausserdem Notstromaggregate für die Produktion von 280 Megawattstunden Strom sowie voraussichtlich auf 2024 ebenfalls in Birr ein Reservekraftwerk mit 350 Megawattstunden Stromproduktion errichtet. Da die Schweiz in ihrer Stromversorgung nur zu 12 Prozent von Importen abhängig ist, könne die Winterlücke zusätzlich mit dem vorhandenen Sparpotenzial aufgefangen werden. Der Preis für diese Massnahmen sei jedoch hoch und der ökologische Effekt negativ, da vornehmlich fossile Brennstoffe zur zusätzlichen Stromproduktion eingesetzt würden. Staatliche Preiseingriffe unnötig Schürch ist überzeugt, dass der Markt sich in eineinhalb Jahren wieder beruhigen wird und möglicherweise in einzelnen Bereichen sogar wieder Überkapazitäten vorhanden sein werden. Die aktuelle Lage sei auch eine Verkettung vieler negativer Umstände wie Covid-19, dem Ukraine-Krieg, der Überholung von rund der Hälfte der französischen Kernkraftwerke und der generellen Belastung der globalen Lieferströme. Staatliche Eingriffe zur Gewährleistung der Versorgungssicherheit seien richtig und wichtig, Eingriffe bei den Energiepreisen aber nicht notwendig, da sich der Markt in den kommenden Jahren und Jahrzehnten selbstständig regulieren werde. Normalisierung erwartet Der Energiepreis orientiere sich derzeit stark an den teuren fossilen Brennstoffen, das werde sich ändern, da derzeit der Einstieg in erneuerbare Energien preislich attraktiv sei und durch künftige Speicheroptionen mehr Flexibilität geschaffen wird. Durch den massiven Anstieg der CO2-Preise werde die Verlagerung automatisch stattfinden, so dass sogar die aktuelle Privilegierung und Subventionierung von erneuerbaren Energien wegfallen könne. Schürch ist überzeugt, dass sich die Strompreise bis in zwei Jahren wieder auf dem Niveau von rund 10 Rappen pro Kilowattstunde einpegeln werden. |
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December 2022
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