Wasserkraft vor Herausforderungen
28.11.2018
Die Chancen und Herausforderungen der Schweizer Wasserkraft sorgten am Energie-Event der Liga Baselbieter Stromkunden für eine engagierte Debatte. Während auf der einen Seite die Strompreise in jüngerer Vergangenheit angestiegen sind und sich die Wirtschaftlichkeit der Wasserkraft entsprechend verbesserte, sieht sich die Wasserkraft auf der anderen Seite mit steigenden Umweltauflagen und hohen Abgaben konfrontiert. Aufgrund dieser Unsicherheiten verzichten die Energiekonzerne zunehmend auf Investitionen in die Wasserkraft.
Die Liga Baselbieter Stromkunden setzt sich für die Wasserkraft als wichtige Stütze einer nachhaltigen Energiezukunft ein. Dies machte Christoph Buser, Direktor der Wirtschaftskammer Baselland und Präsident der Liga Baselbieter Stromkunden am Energie-Event der Liga in Laufen deutlich. Damit die Wasserkraft diese ihr zugedachte Rolle spielen könne, brauche sie jedoch vernünftige Rahmenbedingungen. «Hier braucht es ein vernünftiges Augenmass – auch von Seiten des Umweltschutzes», sagte Buser. Es sei für eine möglichst wirtschaftliche und CO2-arme Energiezukunft nicht zielführend, dass vernünftige Wasserkraftprojekte aufgrund von grundsätzlichen Einsprachen verunmöglicht werden.
Weiter seien auch im Bereich der hohen Abgaben der Wasserkraft – namentlich bei den Wasserzinsen – gute Lösungen gefragt. «Es macht wenig Sinn, dass die Wettbewerbsfähigkeit der Wasserkraft auf der einen Seite durch hohe Wasserzinsen belastet wird und auf der anderen Seite in regelmässigen Abständen Subventionen zugunsten der Wasserkraft beschlossen werden», so der Liga-Präsident. Die Endkundinnen und Endkunden wie auch das Gewerbe und die Industrie, die diese Subventionen und Abgaben zu bezahlen haben, würden von Seiten der Politik noch zu wenig gehört. Die Liga Baselbieter Stromkunden setze sich als Stimme dieser Interessengruppen weiter für ausgewogene Lösungen diesbezüglich ein.
Hohe Umweltanforderungen erschweren Wirtschaftlichkeit
Die steigenden Umweltanforderungen thematisierte auch Thomas Richli, Leiter Neubau Kraftwerke bei der BKW. So würden den Betreibern der Wasserkraftwerke auf Kosten der Produktion etwa strikte Richtlinien für das Restwasser – also das Wasser, dass nach Wasserentnahme eines Kraftwerks in einem Gewässer verbleibt – vorgeschrieben: «Die Umsetzung der bisherigen Anforderungen betreffend Restwasser führt bis ins Jahr 2050 zu Produktionseinbussen von rund 2’280 GWh pro Jahr», sage Richli am Energie-Event. Alleine um diese Einbusse kompensieren zu können, müssten beispielsweise 456 typische Windturbinen gebaut werden.
Auch die Einsprachen gegen neue Wasserkraftwerke oder umfangreiche Sanierungen sowie hohe Kosten bei Kompensationsmassnahmen machten es schwierig, Projekte wirtschaftlich zu realisieren. «Die BKW hat noch eine Handvoll bereits angestossene Wasserkraftprojekte im Köcher. Darüber hinaus werden wir aufgrund der aktuellen Rahmenbedingungen keine weiteren Werke bauen», sagte der Leiter Neubau Kraftwerke bei der BKW.
Wasserzinsen sind Kostentreiber
Michael Krarup, Technischer Geschäftsleiter des Wasserkraftwerks Augst machen insbesondere die Wasserzinsen zu schaffen. «Die Wasserzinsen belasten die Erfolgsrechnung des Kraftwerks Augst mit 3,85 Mio. Franken pro Jahr. Das entspricht rund 40 Prozent unserer Gesamtkosten», führte Krarup am Energie-Event aus. Auf Druck der einflussreichen Gebirgskantone sehe die Politik jedoch von einer Anpassung der vergleichslos hohen Wasserzinsen ab. «Sowohl der Bundesrat als auch der Ständerat lehnen eine Senkung des Maximums des Wasserzinses von 110 Franken auf 80 Franken pro Kilowatt Bruttoleistung ab», so Krarup. Von diesen Wasserzinsen würden insbesondere die Gebirgskantone profitieren. Alleine das Wallis nehme mit den Wasserzinsen jährlich rund 160 Mio. Franken ein. Beim Kanton Graubünden seien es 120 Mio. Franken.
Wasserzinsen erschweren Wettbewerbsfähigkeit
Auch Patrick Dümmler, Senior Fellow und Forschungsleiter bei Avenir Suisse, sieht bei den Wasserzinsen dringenden Handlungsbedarf: «In den letzten 100 Jahren kannte der Wasserzins nur eine Richtung: Steil nach oben», so Dümmler. Gerade hinsichtlich der geplanten Strommarktliberalisierung habe die Schweizer Wasserkraft aufgrund des Wasserzinses im europäischen Wettbewerb schlechte Karten.
Während eine komplette Abschaffung des Wasserzinses gemäss Dümmler zwar aus grundsätzlichen, marktwirtschaftlichen Überlegungen am attraktivsten sei, habe diese Variante aus politischen Gründen keine Chance. «Die Gebirgskantone beherrschen die politische Klaviatur exzellent», sagte Dümmler. Allenfalls politisch möglich sei eine Flexibilisierung des Wasserzinses, wo die Höhe der Abgebe basierend auf dem Gewinn des Wasserkraftwerks berechnet wird. Wichtig sei, dass zumindest diese Flexibilisierung ab 2025 realisiert werde.
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Die Chancen und Herausforderungen der Schweizer Wasserkraft sorgten am Energie-Event der Liga Baselbieter Stromkunden für eine engagierte Debatte. Während auf der einen Seite die Strompreise in jüngerer Vergangenheit angestiegen sind und sich die Wirtschaftlichkeit der Wasserkraft entsprechend verbesserte, sieht sich die Wasserkraft auf der anderen Seite mit steigenden Umweltauflagen und hohen Abgaben konfrontiert. Aufgrund dieser Unsicherheiten verzichten die Energiekonzerne zunehmend auf Investitionen in die Wasserkraft.
Die Liga Baselbieter Stromkunden setzt sich für die Wasserkraft als wichtige Stütze einer nachhaltigen Energiezukunft ein. Dies machte Christoph Buser, Direktor der Wirtschaftskammer Baselland und Präsident der Liga Baselbieter Stromkunden am Energie-Event der Liga in Laufen deutlich. Damit die Wasserkraft diese ihr zugedachte Rolle spielen könne, brauche sie jedoch vernünftige Rahmenbedingungen. «Hier braucht es ein vernünftiges Augenmass – auch von Seiten des Umweltschutzes», sagte Buser. Es sei für eine möglichst wirtschaftliche und CO2-arme Energiezukunft nicht zielführend, dass vernünftige Wasserkraftprojekte aufgrund von grundsätzlichen Einsprachen verunmöglicht werden.
Weiter seien auch im Bereich der hohen Abgaben der Wasserkraft – namentlich bei den Wasserzinsen – gute Lösungen gefragt. «Es macht wenig Sinn, dass die Wettbewerbsfähigkeit der Wasserkraft auf der einen Seite durch hohe Wasserzinsen belastet wird und auf der anderen Seite in regelmässigen Abständen Subventionen zugunsten der Wasserkraft beschlossen werden», so der Liga-Präsident. Die Endkundinnen und Endkunden wie auch das Gewerbe und die Industrie, die diese Subventionen und Abgaben zu bezahlen haben, würden von Seiten der Politik noch zu wenig gehört. Die Liga Baselbieter Stromkunden setze sich als Stimme dieser Interessengruppen weiter für ausgewogene Lösungen diesbezüglich ein.
Hohe Umweltanforderungen erschweren Wirtschaftlichkeit
Die steigenden Umweltanforderungen thematisierte auch Thomas Richli, Leiter Neubau Kraftwerke bei der BKW. So würden den Betreibern der Wasserkraftwerke auf Kosten der Produktion etwa strikte Richtlinien für das Restwasser – also das Wasser, dass nach Wasserentnahme eines Kraftwerks in einem Gewässer verbleibt – vorgeschrieben: «Die Umsetzung der bisherigen Anforderungen betreffend Restwasser führt bis ins Jahr 2050 zu Produktionseinbussen von rund 2’280 GWh pro Jahr», sage Richli am Energie-Event. Alleine um diese Einbusse kompensieren zu können, müssten beispielsweise 456 typische Windturbinen gebaut werden.
Auch die Einsprachen gegen neue Wasserkraftwerke oder umfangreiche Sanierungen sowie hohe Kosten bei Kompensationsmassnahmen machten es schwierig, Projekte wirtschaftlich zu realisieren. «Die BKW hat noch eine Handvoll bereits angestossene Wasserkraftprojekte im Köcher. Darüber hinaus werden wir aufgrund der aktuellen Rahmenbedingungen keine weiteren Werke bauen», sagte der Leiter Neubau Kraftwerke bei der BKW.
Wasserzinsen sind Kostentreiber
Michael Krarup, Technischer Geschäftsleiter des Wasserkraftwerks Augst machen insbesondere die Wasserzinsen zu schaffen. «Die Wasserzinsen belasten die Erfolgsrechnung des Kraftwerks Augst mit 3,85 Mio. Franken pro Jahr. Das entspricht rund 40 Prozent unserer Gesamtkosten», führte Krarup am Energie-Event aus. Auf Druck der einflussreichen Gebirgskantone sehe die Politik jedoch von einer Anpassung der vergleichslos hohen Wasserzinsen ab. «Sowohl der Bundesrat als auch der Ständerat lehnen eine Senkung des Maximums des Wasserzinses von 110 Franken auf 80 Franken pro Kilowatt Bruttoleistung ab», so Krarup. Von diesen Wasserzinsen würden insbesondere die Gebirgskantone profitieren. Alleine das Wallis nehme mit den Wasserzinsen jährlich rund 160 Mio. Franken ein. Beim Kanton Graubünden seien es 120 Mio. Franken.
Wasserzinsen erschweren Wettbewerbsfähigkeit
Auch Patrick Dümmler, Senior Fellow und Forschungsleiter bei Avenir Suisse, sieht bei den Wasserzinsen dringenden Handlungsbedarf: «In den letzten 100 Jahren kannte der Wasserzins nur eine Richtung: Steil nach oben», so Dümmler. Gerade hinsichtlich der geplanten Strommarktliberalisierung habe die Schweizer Wasserkraft aufgrund des Wasserzinses im europäischen Wettbewerb schlechte Karten.
Während eine komplette Abschaffung des Wasserzinses gemäss Dümmler zwar aus grundsätzlichen, marktwirtschaftlichen Überlegungen am attraktivsten sei, habe diese Variante aus politischen Gründen keine Chance. «Die Gebirgskantone beherrschen die politische Klaviatur exzellent», sagte Dümmler. Allenfalls politisch möglich sei eine Flexibilisierung des Wasserzinses, wo die Höhe der Abgebe basierend auf dem Gewinn des Wasserkraftwerks berechnet wird. Wichtig sei, dass zumindest diese Flexibilisierung ab 2025 realisiert werde.
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